Reise in die Heimat unserer Zimmerpflanzen

Lutz-Peter Kremkau betrachtet eine Blüte
Fachliche Einblicke hautnah und intensive Erlebnisse abseits der Touristenpfade haben die Fahrt zu einer wahren Studienreise gemacht – hier Lutz-Peter Kremkau, Partner und Sprecher des Experten-Verbunds. Foto: Kremkau | die Raumbegrüner

Wenn Anfang November die Jahrestagung 2018 der Raumbegrüner ansteht, wird schon die nächste Reise geplant. Denn von der letzten sind die zwölf Teilnehmer restlos begeistert: Besichtigung von acht ausgesuchten Farmen des Zierpflanzenanbaus in diversen Klimazonen, Wanderungen durch primären und sekundären Regenwald mit spannenden Erläuterungen zu der artenreichen Flora sowie tiefe Einblicke in die Kultur und Lebensweise der Einheimischen, die sich selbst „Ticos“ nennen – das alles hat unvergessliche Eindrücke hinterlassen.

Pfadfinder zu den Plantagen

Möglich wurde die Fahrt, weil Arne Kremkau (29), Junior der Kremkau Raumbegrünung im niedersächsischen Holle, vorab schon mehrfach in dem zentralamerikanischen Land unterwegs und quasi als Pfadfinder aktiv gewesen war. Er baute vor Ort Vertrauen auf und machte mit viel Geduld Plantagen ausfindig. So konnte er für die Gruppe als Reiseleiter und Dolmetscher fungieren, ortskundige Führer und die nötigen Fahrzeuge organisieren.

„Vor Ort lernten wir viel über Anbaumethoden und Produktionsprozesse“, schildert Arne Kremkau, „aber sicher ebenso viel über spontane Lösungen in kleinen und großen Krisen.“ Als etwa die bestellten Fahrzeuge einfach nicht kamen und man sich mit dem örtlichen Busverkehr durchschlagen musste, zählte das zu den kleinen Krisen.

Krokodile belauern das sinkende Kanu

Doch als man nachts zu den Unterkünften zurück musste und keine Taxis mehr fuhren, war das schon ein größeres Problem. Wieder waren die Reisenden beeindruckt, als sich zwei Ticos bereit erklärten, sie in einem wackeligen Kanu zurück zu paddeln. Von hier an aber eskalierte die Situation wie in einem Film: „Monsunartiger Regen setzte ein, es war stockdunkel und wir mussten unablässig Wasser aus dem Kanu schöpfen, um nicht unterzugehen. Der Gedanke an ein Bad im Fluss war furchterregend, denn um uns herum schwammen Krokodile und Kaimane, deren Augen in der Finsternis leuchteten“, berichtet Kremkau.

Am Morgen danach wurden die Reisenden von schauerlichem Gebrüll geweckt – waren da Jaguare im Camp? Nein, es waren Brüllaffen, die hoch oben in den Bäumen ihr Frühkonzert anstimmten. Und die Bäume z.B. waren Schefflera, die in Costa Rica wachsen wie bei uns die Eichen.

Weltweiter Pflanzenexport

Das Land zwischen Nicaragua und Panama betreibt weltweiten Pflanzenexport, viel geht nach Asien und Nordamerika, aber auch – größtenteils über die Niederlande – nach Europa. „Extrem fruchtbare Böden und perfekte klimatische Bedingungen ermöglichen den Pflanzen ein ungemein kräftiges Wachstum“, erklärt Kremkau. So zeigt eine Dracaena leicht einen Meter Zuwachs pro Jahr und Callusbildung in wenigen Wochen – für hiesige Verhältnisse ein Zeitraffer.

Costa Rica heißt auf spanisch „reiche Küste“. Hier sprießen Drachenbäume wie in Deutschland die Weizenfelder; ebenso u.a. Gummibäume, Philodendron (Baumfreund), Aufsitzerpflanzen (Epiphyten), Aralien, Flaschenbäume, Helikonien, Anthurien, Keulenlilien, Schefflera, Schraubenbäume, Palmen, Wolfsmilchgewächse, der Wunderstrauch und zahlreiche Nutzpflanzen wie Pfeffer, Ananas, Kakao, Kaffee, Bananen, Taro, Yucca, Bohnen, Papaya …

„Der spannendste Beruf der Welt“

Doch die Arbeit in den oft unzugänglichen Anbaugebieten ist schwer durch viel Handarbeit und klimatisch anspruchsvolle Bedingungen. Es gibt kaum befestigte Wege und Transportmittel – alles wird zu Fuß und von Hand erledigt. „Dennoch wurden wir überall mit offenen Armen und einem breiten Lächeln empfangen“, sagt Kremkau, „und konnten mit den einheimischen Produzenten intensive fachliche Diskussionen über Anbau, Export, Standortbedürfnisse und die Pflege unserer hiesigen Zimmerpflanzen führen.“

Wie wächst die Pflanze in ihrem natürlichen Umfeld? Welchen Prozess durchläuft sie, bis sie bei uns in Deutschland in einem Gefäß steht? Hautnahe und intensive Einblicke in Produktionsmethoden und Ernte, Kommissionierung, Verpackung und Versand wurden bereichert durch den interkulturellen Austausch und immer wieder berauschende Naturbilder.

„Wir haben den spannendsten Beruf der Welt“, ist Arne Kremkau überzeugt. Und steht damit nicht alleine da: Insgesamt vier der sechs teilnehmenden Unternehmen waren bereits mit der Nachfolge-Generation vertreten.

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